Raumfahrt 2024 – Jahresrückblick

2024 war ein Jahr voller bahnbrechender Raumfahrt-Missionen, wissenschaftlicher Entdeckungen und technologischer Fortschritte. Nationale Raumfahrtbehörden wie NASA, ESA, JAXA, CNSA und private Unternehmen wie SpaceX, Blue Origin und Rocket Lab prägten die Entwicklungen mit innovativen Projekten.

Die weitgehend erfolgreiche Einführung der Ariane 6, die ambitionierte Europa Clipper-Mission zur Suche nach Leben unter dem Eismantel des Jupitermondes und die Fortschritte in der privaten Raumfahrt, wie die Axiom Mission 3, markieren wichtige Schritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Erkundung und Nutzung des Weltraums. Gleichzeitig verdeutlichten Herausforderungen wie die Explosion bei RFA One oder die technische Probleme beim Starliner, dass Raumfahrt nach wie vor auch ein risikoreiches Unterfangen bleibt.

Für alle, die tiefer in die Ereignisse und Entwicklungen des Jahres eintauchen möchten, bietet das aktuelle Raumfahrt-Jahrbuch „SPACE 2025“ von Eugen Reichl einen umfassenden Rückblick. Mit detaillierten Analysen und Hintergrundberichten beleuchtet es die bedeutendsten Missionen, Technologien und Trends der Raumfahrt und liefert einen Ausblick auf die kommenden Jahre.

Der nachfolgende Jahresrückblick präsentiert eine chronologische Übersicht über die aus meiner Sicht bedeutendsten Raumfahrt-Ereignisse des Jahres 2024.


8. Januar – Peregrine scheitert schon vor dem Mond

Am 8. Januar startete der Peregrine Lander des US-Unternehmens Astrobotic Technology an Bord einer Vulcan-Rakete von Cape Canaveral.

Die Mission sollte wissenschaftliche und kommerzielle Nutzlasten zum Mond transportieren. Bereits kurz nach dem Start trat jedoch ein Treibstoffleck auf, das eine geplante weiche Mondlandung unmöglich machte. Um Risiken zu minimieren, steuerten die Missionsleiter den Lander zurück zur Erde, wo er am 18. Januar 2024 über dem Pazifik in die Atmosphäre eintrat und verglühte.

Trotz dieses Rückschlags lieferte die Mission wertvolle Erkenntnisse für zukünftige kommerzielle Mondlandungen.


9. Januar – Start der Einstein Probe

Am 9. Januar startete die Einstein Probe erfolgreich vom Xichang Satellite Launch Center in China. Die Mission wurde von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) in Zusammenarbeit mit der ESA und dem Max-Planck-Institut entwickelt. Ziel ist die Untersuchung hochenergetischer Phänomene wie Supernovae, Schwarzer Löcher und Neutronensterne im Röntgenlicht.

Ausgestattet mit dem Wide-field X-ray Telescope (WXT), das dank einer neuartigen „Lobster-Eye“-Optik ein großes Sichtfeld bietet, kann die Sonde plötzliche Röntgenausbrüche schnell erfassen. Ergänzt wird sie durch das Follow-up X-ray Telescope (FXT), das hochauflösende Analysen ermöglicht.

Die Mission überwacht den Himmel kontinuierlich und sucht nach elektromagnetischen Signalen, die mit Gravitationswellenereignissen verbunden sind. Sie ist zunächst auf drei Jahre konzipiert und kann bei Erfolg verlängert werden. Die Einstein Probe verspricht bahnbrechende Erkenntnisse über die Dynamik des Universums und stärkt die internationale Forschung.


18. Januar – Letzter Flug des Mars-Helikopters Ingenuity

Am 18. Januar absolvierte der Mars-Helikopter Ingenuity seinen 72. und letzten Flug. Ursprünglich für lediglich fünf Flüge konzipiert, übertraf Ingenuity alle Erwartungen und operierte fast drei Jahre erfolgreich auf dem Mars.

Während des letzten Einsatzes kam es jedoch zu einem Zwischenfall: Mindestens ein Rotorblatt wurde bei der Landung beschädigt. Danach war der Helikopter nicht mehr flugfähig.

Trotz dieses Endes bleibt Ingenuity ein bemerkenswerter Erfolg in der Geschichte der Raumfahrt. Die Mission demonstrierte die Machbarkeit von motorisiertem Flug in der dünnen Marsatmosphäre und lieferte wertvolle Daten für zukünftige Erkundungen.

Die NASA würdigte die Leistung des Helikopters und betonte die Bedeutung der gesammelten Erfahrungen für kommende Missionen. Ingenuity wird als Pionier in die Annalen der Marsforschung eingehen.

Der Mars Helikopter Ingenuity vor seinem 54. Flug | Quelle: NASA


18. Januar – Axiom Mission 3

Am 18. Januar startete die Axiom Mission 3 (Ax-3) erfolgreich zur Internationalen Raumstation (ISS). Die Crew bestand aus dem Kommandanten Michael López-Alegría, dem Piloten Walter Villadei sowie den Missionsspezialisten Alper Gezeravcı und dem schwedischen ESA-Astronauten Marcus Wandt. Besonders bemerkenswert: Gezeravcı wurde der erste türkische Staatsbürger im All, während Wandt als schwedischer Astronaut unter dem Missionsnamen „Muninn“ flog.

Die Mission dauerte insgesamt 21 Tage, wobei die Crew etwa 18 Tage an die ISS angedockt war. Während ihres Aufenthalts führten die Astronauten über 30 wissenschaftliche Experimente in der Schwerelosigkeit durch, die in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen entwickelt wurden.

Am 7. Februar 2024 dockte die Crew Dragon von der ISS ab und kehrte sicher zur Erde zurück. Der erfolgreiche Abschluss der Ax-3-Mission unterstreicht die wachsende Bedeutung privater Raumfahrtunternehmen bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums.


19. Januar – SLIM landet präzise auf dem Mond, stürzt aber um

Japans SLIM-Mission (Smart Lander for Investigating Moon) landete am 19. Januar erfolgreich auf dem Mond. Der Lander stürzte zwar beim Aufsetzung auf die Seite, blieb aber dennoch funktionsfähig. Die Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) demonstrierte damit immerhin eine präzise Landetechnologie, die eine punktgenaue Landung innerhalb von 100 Metern vom Zielort ermöglichte.

SLIM setzte zwei kleine Rover, LEV-1 und LEV-2, auf der Mondoberfläche aus. Diese sammelten wertvolle Daten und übermittelten Bilder zur Erde. Trotz technischer Herausforderungen, wie der suboptimalen Ausrichtung der Solarpaneele, die die Energieversorgung beeinträchtigte, überstand die Sonde mehrere Mondnächte und nahm den Betrieb wieder auf, sobald ausreichend Sonnenlicht verfügbar war.

Die Mission unterstrich Japans Fähigkeit zur präzisen Mondlandung und lieferte wichtige Erkenntnisse für zukünftige Erkundungen des Mondes und anderer Himmelskörper. SLIMs Erfolg stärkt Japans Position in der internationalen Raumfahrtgemeinschaft und trägt zur Weiterentwicklung von Technologien für die Erforschung des Weltraums bei.


4. Februar – Oleg Kononenko bricht Rekord im All

Der russische Kosmonaut Oleg Kononenko stellte am 4. Februar einen neuen Weltrekord auf: Mit insgesamt 878 Tagen im All übertraf er an diesem Tag die bisherige Bestmarke seines Landsmanns Gennadi Padalka. Bei Ende seiner Mission, am 23. September, lag die Marke bei 1.111 Tagen im Orbit.

Kononenko, geboren 1964, begann seine Karriere als Ingenieur und wurde 1996 als Kosmonaut ausgewählt. Sein erster Raumflug erfolgte 2008 zur Internationalen Raumstation (ISS). Es folgten weitere Missionen in den Jahren 2011, 2015 und 2018. Während dieser Einsätze führte er zahlreiche wissenschaftliche Experimente durch und absolvierte mehrere Außenbordeinsätze.

Seinen fünften Raumflug trat Kononenko am 15. September 2023 an. Während dieses Aufenthalts auf der ISS überschritt er im Februar 2024 die bisherige Rekordmarke für die kumulierte Zeit im Weltraum. Dieser Meilenstein unterstreicht seine herausragende Rolle in der bemannten Raumfahrt und liefert wertvolle Daten über die Auswirkungen langfristiger Weltraumaufenthalte auf den menschlichen Körper.


15. Februar – Odysseus kippt bei der Landung um

Am 15. Februar startete die Mission IM-1 des US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens Intuitive Machines erfolgreich vom Kennedy Space Center in Florida an Bord einer Falcon 9-Rakete von SpaceX wurde der Mondlander Nova-C, auch bekannt als Odysseus, ins All transportiert.

Nach einer Reise von etwa sieben Tagen landete Odysseus am 22. Februar 2024 in der Nähe des Kraters Malapert A, rund 800 Kilometer nördlich des Mond-Südpols. Bedauerlicherweise ereilte IM-1 dasselbe Schicksal wie SLIM: Das Vehikel stürzte bei der Landung um und war nur sehr eingeschränkt funktionsfähig.

Immerhin markiert Odysseus die erste teilweise erfolgreiche Mondlandung eines privaten Unternehmens und die erste US-amerikanische Mondlandung seit der Apollo-Ära. Der Lander transportierte mehrere wissenschaftliche Instrumente, darunter sechs von der NASA entwickelte Nutzlasten, um Experimente auf der Mondoberfläche durchzuführen. Die Mission demonstrierte die Fähigkeit privater Unternehmen, komplexe Raumfahrtprojekte durchzuführen, und ebnete den Weg für zukünftige kommerzielle Mondmissionen.


3. Mai – SR75 startet von Australien

Das deutsche Raumfahrt-Startup HyImpulse startete am 3. Mai erfolgreich seine Suborbitalrakete SR75 vom Koonibba-Testgelände in Südaustralien. Die zwölf Meter lange und 2,5 Tonnen schwere Rakete erreichte eine Höhe von etwa 50 Kilometern und blieb damit unter den Erwartungen.

Angetrieben wird die SR75 von einem innovativen Hybridantrieb, der Paraffin (Kerzenwachs) und flüssigen Sauerstoff nutzt. Dieses Antriebskonzept reduziert die Produktionskosten um rund 40 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Systemen und erhöht die Sicherheit beim Start.

Der erfolgreiche Testflug validiert HyImpulses technisches Konzept und markiert einen wichtigen Schritt in der Entwicklung kosteneffizienter Trägerraketen für den Transport von Kleinsatelliten.


3. Mai –  Chang’e 6 bringt Mondmaterial zur Erde

China startete am 3. Mai die Chang’e 6-Mission mit einer Langer Marsch 5-Rakete vom Wenchang Space Launch Center. Nach einer viertägigen Reise erreichte die Sonde den Mondorbit und bereitete sich auf die Landung vor.

Chang’e 6 setzte im Apollo-Krater im Südpol-Aitken-Becken auf der Mondrückseite auf. Dort sammelte die Sonde 1.935 Gramm Bodenproben, sowohl von der Oberfläche als auch aus tieferen Schichten. Die Region ist geologisch besonders interessant, da sie Hinweise auf die frühe Entstehungsgeschichte des Mondes liefern könnte.

Die Aufstiegsstufe startete von der Mondoberfläche und dockte später an den Orbiter an. Nach dem Transfer der Probenkapsel begann die Rückreise zur Erde. Die Landung erfolgte präzise im vorgesehenen Gebiet in der Inneren Mongolei. Die Mission brachte erstmals Proben von der Rückseite des Mondes zur Erde und demonstrierte Chinas technologische Stärke in der Raumfahrt.

Chang’e 6 auf der dunklen Seite des Mondes | Quelle: CNSA / CLEP


5. Juni – Boeing Starliner mit Problemen beim Testflug

Ursprünglich für eine achttägige Mission geplant, startete der Boeing Starliner am 5. Juni zu eeinem bemannten Testflug zur Internationalen Raumstation (ISS). An Bord befanden sich die NASA-Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams, die wichtige Versuche zur Einsatzbereitschaft des neuen Raumfahrzeugs durchführen sollten.

Während des Flugs traten jedoch technische Probleme auf, darunter Heliumlecks im Antriebssystem und Ausfälle mehrerer Triebwerke. Trotz dieser Schwierigkeiten gelang das Andocken an die ISS. Aufgrund der anhaltenden technischen Herausforderungen entschied die NASA, die Rückkehr der Astronauten zur Erde zu verschieben, um die Sicherheit der Besatzung zu gewährleisten.

Der Starliner kehrte am 6. September 2024 unbemannt zur Erde zurück und landete sicher auf der White Sands Missile Range in New Mexico. Die NASA plant, die Astronauten voraussichtlich im März 2025 mit einer SpaceX Crew Dragon-Kapsel zurückzubringen.

Diese Ereignisse unterstreichen die Herausforderungen bei der Entwicklung neuer bemannter Raumfahrtsysteme und die Bedeutung umfassender Tests, um die Sicherheit der Besatzungen zu gewährleisten.


9. Juli – Erstflug der Ariane 6 weitgehend erfolgreich

Am 9. Juli startete die europäische Trägerrakete Ariane 6 erfolgreich zu ihrem Jungfernflug vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. Der erste Einsatz markierte einen bedeutenden Meilenstein für die europäische Raumfahrt und bestätigte die Leistungsfähigkeit des neuen Trägersystems.

Die Ariane 6 wurde von der ArianeGroup in Zusammenarbeit mit der ESA entwickelt, um Europas unabhängigen Zugang zum Weltraum langfristig zu sichern. Ihr modulares Design ermöglicht flexible Konfigurationen für verschiedene Nutzlasten. Die Variante Ariane 62 eignet sich für kleinere Missionen, während die leistungsstärkere Ariane 64 schwere Satelliten transportieren kann.

Mit einer vollen Auftragsbücherlage von mehr als 25 geplanten Missionen ist die Ariane 6 ein Schlüsselelement für kommerzielle Satellitenstarts und wissenschaftliche Missionen. Besonders für Erdbeobachtungen und Kommunikationssatelliten bietet sie maßgeschneiderte Lösungen.

Der weitgehend erfolgreiche Erstflug (zwei der sieben Nutzlasten konnten nicht abgesetzt werden) stärkt Europas technologische Souveränität im All.

Erstflug der ARIANE 6 | Quelle: ESA / S. Corvaja


19. August – Schwerer Rückschlag für RFA-1

Am 19. August erlebte das deutsche Raumfahrtunternehmen Rocket Factory Augsburg (RFA) eine bittere Erinnerung daran, warum die Redewendung „It’s Rocket Science“ so zutreffend ist. Während eines statischen Feuer-Tests der ersten Stufe ihrer RFA One-Rakete am SaxaVord Spaceport auf den Shetland-Inseln kam es zu einer Explosion, welche die Raketenstufe zerstörte. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, und die Startrampe blieb intakt – ein kleiner Trost in einem ansonsten turbulenten Moment für die deutsche Raumfahrt.

Die anschließende Untersuchung ergab, dass ein Brand in einer Turbopumpe den Zwischenfall auslöste. Das Feuer breitete sich auf die benachbarte Triebwerke aus und entzündete den verbleibenden Treibstoff. Ursprünglich war der erste Flug der RFA One für Ende 2024 geplant, doch der Vorfall führt nun zu erheblichen Verzögerungen.

Trotz des Rückschlags bleibt RFA zuversichtlich. Das Unternehmen sieht den Vorfall als Lehrstück und betont, dass echte Innovation oft durch Rückschläge geprägt ist – besonders, wenn es um Raketenwissenschaft geht. Mit einem klaren Fokus auf Sicherheit und Effizienz arbeitet RFA weiter daran, ein kosteneffizientes Trägersystem für Satellitenstarts zu entwickeln. Denn am Ende ist es eben doch „Rocket Science“ – und genau deshalb so faszinierend.


7. Oktober – ESA probt mit HERA Asteroidenabwehr

Am 7. Oktober startete die ESA die Hera-Mission zur planetaren Verteidigung. Die Raumsonde hob an Bord einer Falcon 9-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab und begann ihre zweijährige Reise zum Asteroiden Didymos und seinem Mond Dimorphos.

Hera ist Teil des internationalen Asteroid Impact & Deflection Assessment (AIDA)-Programms, das die Abwehr potenziell gefährlicher erdnaher Objekte erforscht. Die Mission folgt auf den erfolgreichen Einschlag der NASA-Sonde DART im September 2022, der die Umlaufbahn von Dimorphos veränderte. Hera wird die Auswirkungen dieses Einschlags detailliert untersuchen, um die Effektivität der kinetischen Ablenkungstechnik zu bewerten.

Die in Deutschland von OHB entwickelte und gebaute Raumsonde wird voraussichtlich im Dezember 2026 das Asteroidenpaar erreichen. Während einer sechsmonatigen Missionsdauer plant Hera, mithilfe zweier CubeSats die Beschaffenheit, Struktur und Masse der beiden Asteroiden zu analysieren. Diese Daten sind entscheidend, um zukünftige Strategien zur Abwehr von Asteroiden zu entwickeln und die Erde vor potenziellen Einschlägen zu schützen. Mit Hera demonstriert die ESA ihr Engagement für die Sicherheit unseres Planeten und leistet einen bedeutenden Beitrag zur globalen Raumfahrtforschung.

HERA untersucht die Oberflächenbeschaffenheit von Dimorphos | Quelle: ESA


13. Oktober – Starship Testflug 5 ist ein Meilenstein für SpaceX

Den fünften Testflug seines Starship-Systems führte SpaceX am 13. Oktober durch. Erstmals gelang es, die Super Heavy-Erststufe nach dem Start direkt am Startturm mit den sogenannten „Mechazilla“-Armen aufzufangen.

Nach dem erfolgreichen Start trennte sich die Starship-Oberstufe planmäßig von der Super Heavy-Erststufe. Die Oberstufe erreichte den Weltraum und führte geplante Manöver durch. Die Erststufe kehrte kontrolliert zur Erde zurück und wurde von den „Mechazilla“-Armen des Startturms aufgefangen.

Dieses innovative Rückgewinnungsverfahren verzichtet auf herkömmliche Landebeine und ermöglicht eine schnellere Wiederverwendbarkeit der Raketenstufe. Der erfolgreiche Testflug markiert einen bedeutenden Fortschritt für SpaceX und die Entwicklung wiederverwendbarer Raumfahrtsysteme. Das Starship-System ist für zukünftige Missionen zum Mond und Mars vorgesehen und spielt eine Schlüsselrolle im Artemis-Programm der NASA.


14. Oktober – NASAs Europa Clipper sucht nach Leben unter dem Eis

Am 14. Oktober startete die NASA die Europa Clipper-Mission, um den Jupitermond Europa auf mögliche Lebenszeichen zu untersuchen. Die Raumsonde hob an Bord einer Falcon Heavy-Rakete vom Kennedy Space Center in Florida ab und begann ihre Reise zum Jupitersystem, das sie voraussichtlich im Jahr 2030 erreichen wird.

Europa gilt als einer der vielversprechendsten Orte im Sonnensystem für die Suche nach außerirdischem Leben. Unter seiner eisigen Kruste vermuten Wissenschaftler einen tiefen, salzigen Ozean, der mehr Wasser enthalten könnte als alle irdischen Ozeane zusammen. Die Europa Clipper-Mission zielt darauf ab, die Dicke der Eiskruste zu bestimmen, die Zusammensetzung der Oberfläche zu analysieren und nach möglichen Wasserfontänen zu suchen, die aus dem unterirdischen Ozean austreten könnten.

Ausgestattet mit neun wissenschaftlichen Instrumenten, darunter einem Eis-Radar und einem Magnetometer, wird die Sonde während ihrer Mission etwa 50 nahe Vorbeiflüge an Europa durchführen. Die dabei gewonnenen Daten sollen klären, ob die Bedingungen unter der Eiskruste Leben ermöglichen könnten. Obwohl die Mission nicht darauf ausgelegt ist, Leben direkt nachzuweisen, wird sie entscheidende Informationen liefern, um die Bewohnbarkeit von Europa zu bewerten.

Mit einem Budget von rund fünf Milliarden US-Dollar ist Europa Clipper eine der ambitioniertesten planetaren Missionen der NASA. Sie ergänzt die europäische JUICE-Mission, die bereits im April 2023 gestartet ist und ebenfalls die Jupitermonde untersucht. Gemeinsam werden diese Missionen unser Verständnis der potenziellen Lebensräume im äußeren Sonnensystem erheblich erweitern.

Eine künstlerische Darstellung der NASA-Raumsonde Europa Clipper | Quelle: NASA/JPL-Caltech


24. Dezember – Parker Solar Probe kommt der Sonne nahe wie noch nie

Die Parker Solar Probe der NASA, gestartet im August 2018, hat das Verständnis der Sonnenphysik revolutioniert. Am 24. Dezember erreichte die Sonde ihren bisher nächsten Punkt zu unserem Zentralgestirn und näherte sich der Sonnenoberfläche dabei bis auf 6,1 Millionen Kilometer.

Während dieses Vorbeiflugs bewegte sich die Parker Solar Probe mit einer Geschwindigkeit von etwa 700.000 Kilometern pro Stunde, was sie zum schnellsten von Menschen gebauten Objekt macht.

Die Mission zielt darauf ab, die Dynamik der Sonnenkorona und die Beschleunigung des Sonnenwinds zu verstehen. Die gesammelten Daten bieten Einblicke in die Prozesse, die das Weltraumwetter beeinflussen, und sind entscheidend für den Schutz der irdischen Technologie vor Sonnenstürmen.

Die Parker Solar Probe ist mit einem speziellen Hitzeschild ausgestattet, der Temperaturen von über 1.400 Grad Celsius standhält. Dieser Schutz ermöglicht es der Sonde, in die äußere Atmosphäre der Sonne einzutauchen und direkte Messungen vorzunehmen.

Die Mission wird fortgesetzt, mit weiteren geplanten Annäherungen an die Sonne, um die gesammelten Daten zu erweitern und das Verständnis unserer Sonne zu vertiefen.

Diese Konzeptgrafik zeigt die NASA Parker Solar Probe kurz vor dem Eintritt in die Sonnenkorona | Bild: NASA/Johns Hopkins APL/Ben Smith


Gesamtes Jahr 2024 – SpaceX beherrscht die weltweite Raumfahrt mit weitem Abstand

Wie schon in den Jahren zuvor, war SpaceX 2024 das mit weitem Abstand bedeutendste Raumfahrtunternehmen der Welt. Eigentlich ein eigenes Universum.

Insgesamt sah das vergangene Jahr weltweit 259 Orbitalstarts. 134 davon führte SpaceX durch. Im neuen Jahr sollen es etwa 170 werden. 89 dieser Missionen waren ganz oder teilweise dem Aufbau der Starlink-Konstellation gewidmet. Dazu kommen vier Starship-Testflüge, die auf suborbitale Bahnen führten. Bei einer dieser Missionen gelang erstmals das Einfangen einer Erststufe am kombinierten Start-/Fangturm in Boca Chica.

SpaceX produzierte 2024 bis zu sechs Satelliten. Täglich! Insgesamt wurden mehr als 1.500 Starlink-Satelliten in den Orbit verbracht. Zum Zeitpunkt, an dem diese Zeilen entstehen sind 6.800 Starlink-Satelliten im Orbit. Das Unternehmen führte vier bemannte Einsätze durch, darunter die Mission Polaris Dawn, bei der es das erste „kommerzielle“ Außenbordmanöver gab.

In diesem Jahr wurde eine Falcon 9-Erststufe zum 24. Mal wiederverwendet. Zur Erinnerung: Vor zehn Jahren war das Unternehmen angetreten, Erststufen der Falcon 9 bis zu zehn Mal erneut einsetzen zu können. Selbst diese Zahl war von der traditionellen Aerospace-Industrie für unmöglich gehalten worden.

Genaue Zahlen hinsichtlich der in den Orbit geschafften Gesamtmasse liegen nicht vor, da insbesondere China häufig keine Angaben dazu macht. Geschätzt wird aber, dass SpaceX etwa 86 Prozent der weltweit in den Orbit geschafften Masse transportiert hat.

Beim Integrated Flight Test Nr. 5 konnte erstmals ein Booster „eingefangen“ werden. | Bild: SpaceX.

Ein Beitrag von Timo Krone