01. Oktober 2022 – Firefly beim zweiten Versuch (fast) erfolgreich

Der zweite Testflug der Alpha-Rakete von Firefly Aerospace, am 1. Oktober 2022, verlief zufriedenstellend. Allerdings besteht nach Auswertung der erzielten Bahndaten immer noch Uneinigkeit über den exakten Erfolgsstatus, ob also der Versuch als vollständig erfolgreich oder nur als teilweise erfolgreich zu werten ist. Tage nach der Mission ging die Bewertung eher in die zweite Richtung, während Firefly selbst unmittelbar nach dem Start die Mission noch als 100 Prozent erfolgreich bezeichnet hatte. Das Unternehmen hatte der Mission – ganz in der Tradition von Rocket – einen Slogan gegeben. Der lautete „2 the Black“.

Die Mission begann um 9:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 2W (SLC 2W) der Vandenberg Space Force Basis. Diese historische Startanlage wurde jahrzehntelang für die Missionen der Delta-Raketen aller Versionen bis hin zur Delta 2 verwendet. Der letzte Start eines Trägers dieses Typs erfolgte dort 2018.

Die erzielte Umlaufbahn wies ein Perigäum von 205 Kilometern und ein Apogäum von 270 Kilometern auf. Das sind extrem niedrige Werte, die nur für einige wenige Tage eine stabile Umlaufbahn garantieren. Im Vorfeld hatte Firefly einen kreisförmigen Orbit in 300 Kilometern Höhe angekündigt. Aufgrund des sehr niedrigen Orbits waren die meisten der Nutzlasten innerhalb von einer Woche nach dem Start schon wieder in die Erdatmosphäre eingetreten. Für die Mission wählte Firefly eine ungewöhnliche Inklination. Sie liegt bei 136,88 Grad und ist damit retrograd.

An Bord des Trägers befanden sich insgesamt acht Nutzlasten, nämlich „Serenity“ und „TechEdSat-15“ von NASA Ames und der „Teachers in Space Incoroporated“. Bei ihnen handelt es sich jeweils um 3Unit-Cubesats. Der eine ist etwa zwei Kilogramm schwer, der andere knapp über vier. Außerdem waren noch sechs Pico-Satelliten an Bord, die vom gut sechs Kilogramm schweren PicoBus-Dispenser von der Libre Space Foundation freigegeben werden. Dabei handelte es sich um Genesis G und J von der AMSAT-EA, FOSSASAT 1B von FOSSA Systems, QUBIK 3 und 4. Und schließlich noch die „Firefly Capsule“ mit 128 Postkarten, die aber Bestandteil der zweiten Stufe des Trägers war.

Die Firefly Alpha ist knapp 30 Meter lang, weist einen Durchmesser von 1,82 Metern auf und verfügt über eine Startmasse von 54 Tonnen. Die Nutzlastverkleidung ist mit zwei Metern geringfügig weiter als der Durchmesser der Rakete. Die Nutzlastkapazität für einen niedrigen Erdorbit in östlicher Richtung beträgt 1.170 Kilogramm. Sowohl die vier Reaver-Triebwerke der ersten Stufe, als auch das einzelne Lightning-1-Triebwerk der zweiten Stufe verwenden Kerosin als Treibstoff und flüssigen Sauerstoff als Oxidator.


Bild: Start der Alpha zu ihrer zweiten Mission. Quelle: Firefly.

Ein Beitrag von Eugen Reichl