13. Mai 2024 – KAIROS scheitert beim Jungfernflug

50 Prozent aller Erstflüge von Trägerraketen scheitern. Je fortschrittlicher und neuer die verwendete Technologie, desto höher ist das Verlustrisiko. Das ist eine scheinbar unüberwindbare Regel in der Raumfahrt, und viele Entwickler und Hersteller rechnen das Scheitern einer oder mehrerer Mission zu Anfang der Karriere eines neuen Trägers von vorneherein mit ein. Richtig weh tut es aber, wenn die eingesetzte Technologie ziemlich konventionell ist, und die Rakete schon nach wenigen Flugsekunden…explodiert, was zur Folge hat, dass man praktisch keine Flugdaten gewinnt. Dieses Pech hatte das japanische Trägerraketen-Startup Space One am 13. Mai beim Erstflug ihrer KAIROS-Rakete (ein Akronym für Kii-based Advanced & Instant Rocket System, aber auch für den griechischen Gott der „passenden Gelegenheit“, was hier aber ganz offensichtlich nicht der Fall war).

Verschlimmert wird der Ärger dadurch, dass die Rakete keine erkennbare Fehlfunktion aufwies, sondern weil sie durch das Flugabbruchsystem gesprengt wurde. Fünf Sekunden, das dürfte die vorab eingestellte minimale Flugdauer sein, nach der das FTS (Flight Termination System) aus Sicherheitsgründen überhaupt erst ausgelöst werden kann, will man nicht die Startanlagen zerstören. Das bedeutet nichts anderes, als dass das FTS des KAIROS wahrscheinlich bereits beim Liftoff aktiviert war und seinem schnellen Tod entgegenflog.

Mit dieser Mission sollte der neue Space Port Kii eingeweiht werden, der auf der gleichnamigen Halbinsel unweit von Kyoto liegt. Die Zündung des Erststufenmotors erfolgte um 3:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Unter der Nutzlastverkleidung der Rakete befand sich der etwa 100 Kilogramm schwere Rapid Launch Small Satellite des japanischen Cabinet Intelligence and Research Office. Die Explosion ereignete sich in einer Höhe von etwa 150 Metern. Die Trümmer regneten alle noch innerhalb der Grenzen des Space Ports nieder, und zwar in westlicher Richtung. Die Rakete hätte nach Süden fliegen sollen, und womöglich liegt auch hier der Grund für das Auslösen des FTS. Die Infrastruktur des Startzentrums blieb unbeschädigt.

Der KAIROS ist eine vierstufige Rakete und liegt in etwa in der Leistungsklasse der Rocket Lab Electron. Er ist 18 Meter lang, weist einen Durchmesser von knapp eineinhalb Metern auf, verfügt über eine Startmasse von 23 Tonnen und soll eine Nutzlast von 250 Kilogramm auf eine genau östliche niedrige Erdumlaufbahn bringen können oder etwa 150 Kilogramm auf eine polare Bahn.


Es blieb bei der Grafik. Quelle: Space One.