23. März 2023 – „Good luck, have fun“ bringt nur begrenztes Glück
Über 50 Prozent aller Erstflüge neuer Trägerraketentypen missglücken. In der schlechteren Hälfte lag am 23. März auch das US-Unternehmen Relativity Space, das an diesem Tag mit seiner Absicht scheiterte, den Orbit zu erreichen. In Kenntnis dieser Regel hatte das Unternehmen beim Erstflug ihrer Terran 1-Rakete erst gar keine Nutzlast mit an Bord genommen.
Die Mission begann um 4:25 Uhr mitteleuropäischer Zeit am Startkomplex 16 der Cape Canaveral Space Force Station. Diese Startanlage war zuletzt im Jahr 1988 im Einsatz gewesen.
Die erste Stufe des mit Methan und flüssigen Sauerstoff betriebenen Trägers funktionierte offenbar perfekt. Nachdem keine Nutzlast an Bord war (mit Ausnahme eines kleinen Aluminium-Rings, ein „Andenken“ aus den frühen Tagen der 3D-Fertigung im Unternehmen) verwendete Relativity auch keine abwerfbare Nutzlastverkleidung, sondern eine fest installierte kegelförmige Raketenspitze. Der Träger funktionierte bis nach der Stufentrennung gut. Dann gab es offenbar ein Problem bei der Zündung der zweiten Stufe. Damit war die Mission an diesem Punkt beendet.
Die Terran ist – sobald sie für Kundenaufträge einsatzbereit ist – ein Startgerät das eine Nutzlast von 1.250 Kilogramm in eine niedrige Erdumlaufbahn und 950 Kilogramm in einen sonnensynchronen Orbit bringen kann. Neben der Besonderheit ihres Betriebs mit Methan und flüssigem Sauerstoff gibt es noch ein zweites Alleinstellungsmerkmal: Die Rakete kommt zu 85 Prozent aus dem 3-D-Drucker. Relativity Space will diesen Wert zukünftig sogar bis auf 95 Prozent hochschrauben.
Ein Beitrag von Eugen Reichl
Bild: Tim Ellis ist erst 32 und besitzt schon eine eigene Trägerraketenfirma. Quelle: Relativity Space.