Ariane 6 – Ein Erfolgsmodell?

Das Heute-Journal hat sich mit der Ariane 6 beschäftigt. Anlässlich der Vorstellung der Kick-Stage, welche von der ArianeGroup neu eingeführt (aber von der ESA finanziert) wird. Hier der Beitrag: https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/wird-ariane-6-ein-erfolgsmodell-100.html

Der Beitrag ist üblicher easy-going-Journalismus: Man vergleicht Dinge, die nicht miteinander vergleichbar sind (Kickstufe mit Wiederverwendbarkeit der Grundstufe), lässt ungeprüft falsche Fakten zu (Behauptung: ständige Verschiebungen des Ariane 6-Erstfflug liegt zu 99 Prozent an Corona. Insidern wussten aber schon vor einem Jahr, dass mit einem Erstflug nicht vor Juli 2021 ist) und unsere weltbester (Ex-) Astronaut Ulrich Walter wird nicht müde, ein ums andere Mal sein Mantra runterzubeten, dass sich Wiederverwendung bei Trägerraketen nicht lohnt (SpaceX hat inzwischen schon beinahe 50mal Erststufen gelandet. Entsprechend dieser Weisheit richtet sich das Unternehmen damit von Flug zu Flug mehr zu Grunde).

„Kickstage einsetzen statt Wiederverwenden, für Experten ergibt das Sinn“, meint der Beitrag. Da kann es sich wohl nur um europäische Experten handeln, denen nicht ganz klar ist, was sonst so in der Welt der Trägerraketen abgeht. Und so zu tun, als wäre die Kickstage ein genialer Lichtblick europäischer Ingenieure ist ein Witz. Weltweit jeder, der keine Trägerrakete hat, die leistungsfähig genug ist, um seine reguläre Oberstufe mit der kompletten Arbeit zu beauftragen, macht das so. Angefangen von der kleinen Curie-Kickstufe von RocketLab bis hin zur Briz M der Proton.

Fakt ist: Mit der Ariane 6 leistet sich Europa einen Design der in den 80iger Jahren (des vergangenen Jahrhunderts) noch halbwegs akzeptabel gewesen wäre, wenn man denn schon unbedingt bei der Entwicklung so wenig wie irgend möglich ausgeben will und dafür bereit ist, horrende Preisen in der Einzel- oder Gruppenfertigung (denn so eine richtige Serie wird das bei der Ariane 6 nie werden) in Kauf zu nehmen.

Lichtblick in diesem Wohlfühl-Journalismus: Marko Fuchs von OHB, der es auf den Punkt bringt: Die Ariane 6 ist eine institutionelle europäische Rakete für institutionelle europäische Nutzlasten. Sie wird die „steuerfinanzieren“ europäischen Missionen fliegen. Da kommt es auf Preis und Konkurrenzfähigkeit nicht an. Auf dem Weltmarkt wird diese Rakete leider keine Rolle spielen.

Bild: ESA