Erste bemannte Landung auf Wasser in 45 Jahren

Der bemannte Testflug des SpaceX-Crew Dragon endete so reibungslos wie er begonnen hatte. Das letzte Mal davor aber, dass eine bemannte Raumkapsel im Wasser niederging, war die Rückkehr ebenso ungeplant wie dramatisch. Es traf Sojus 23 am 16. Oktober 1976 bei einer der haarsträubendsten Landungen der Raumfahrtgeschichte. Tags zuvor, während der automatischen Anflugphase an die Raumstation Saljut 5 versagte das automatische Rendezvous-System. Die Sojus war zu diesem Zeitpunkt noch wenige 100 Meter von der Station entfernt. Auch damals wurden die Crews schon dafür trainiert, das Anlegen manuell vorzunehmen. Dies galt  aber nicht für den Anflug. Entsprechend den zu diesem Zeitpunkt bestehenden Flugregeln musste die Mission deshalb abgebrochen werden.

Die damalige Version der Sojus (Typ Sojus 7K-T) war nicht mit Solargeneratoren ausgerüstet, sondern war ausschließlich auf Batterien angewiesen, welche die Einsatzdauer auf zwei Tage unabhängigen Fluges beschränkten. Nach dem Andocken an die Station, das damals in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach dem Start durchgeführt wurde, konnten diese Batterien wieder aufgeladen werden. Diese Möglichkeit hatte Sojus 23 nicht. Die Landegelegenheiten an diesem Tag waren bereits verstrichen, erst am nächsten Tag fanden wieder Überflüge über der kasachischen Steppe statt, allerdings auch da mit wenig geeigneten Zonen und vor allem bei sehr schlechtem Wetter. Eines der Landefenster ergab aber eine Möglichkeit nicht allzu weit von Baikonur entfernt. So mussten die beiden Kosmonauten alles an elektrischen Systemen stilllegen, was irgendwie möglich war, einschließlich der Funkverbindung. 

Die Rückkehr erfolgte am 16. Oktober 1976 kurz vor 21:00 Uhr zentralasiatischer Ortszeit. Das Wetter war miserabel, es herrschte Schneesturm und die Temperaturen lagen bei minus 22 Grad. Die Kapsel landete inmitten des mit Eisschollen bedeckten Tengis-Sees, acht Kilometer vom Ufer entfernt.  Der Tengis-See ist etwa dreimal so groß wie der Bodensee. Es war dies die erste Wasserlandung des sowjetischen Raumfahrtprogramms und die lief unter den denkbar schlechtesten Wetterbedingungen.

Die folgenden Stunden verliefen dramatisch. Aufgrund der extremen Bedingungen gelang es den Rettungskräften nicht, an die Kapsel heranzukommen. Der Einsatz von Hubschraubern war wegen des Blizzards ausgeschlossen, Boote und Amphibienfahrzeuge konnten wegen der hohen Eisschollen ebenfalls nicht eingesetzt werden.  So musste die Rettung auf den Einbruch des Morgens warten.

Zwar gelang es den Kosmonauten, den Hauptfallschirm zu lösen, aber durch einen Kurzschluss wurde der Reserveschirm ausgeworfen, der sich mit Wasser füllte und die Kapsel nach unten zog. Sie versank zwar nicht, aber das Lüftungsventil, durch das die Kosmonauten Frischluft bekamen lag nun ebenfalls unter Wasser. Die fast vollständig versunkene Kapsel kühlte nun sehr schnell aus. Die Besatzung erwartete aber eine schnelle Rettung, zog die Raumanzüge aus und die normalen Fluganzüge an. Die beiden Kosmonauten froren erbärmlich und waren knapp mit dem Strom. Sie mussten alle Stromverbraucher bis auf eine kleine Lampe ausschalten.

Erst am nächsten Morgen konnten Froschmänner abgesetzt, ein Schwimmring um die Sojus gelegt und die Crew vom Hubschrauber aufgenommen werden. Die Kapsel aber war für die Hubschrauber zu schwer. Sie musste von einem Helikopter an Land gezogen werden. Erst elf Stunden nach der Landung wurde die Luke geöffnet. Die letzte wirklich beabsichtigte Wasserlandung fand vor fast exakt 45 Jahren statt, am 25. Juli 1975, seinerzeit im Pazifik. Dabei ereignete sich ein ernsthaftes Problem. Die Crew, Thomas Stafford, Deke Slayton und Vance Brand, übersah während der Landung, dass das Lageregelungssystem der Kapsel beim Herabschweben am Fallschirm noch in Betrieb war. Dadurch wurden Stickstofftetroxid- und Hydrazingase durch das bereits geöffnete Außenventil ins Innere der Kabine geleitet. Brand verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Stafford gelang es, die Notfall-Sauerstoffmasken aus ihren Fächern zu holen, Brand eine davon überzuziehen und eine weitere Slayton zu reichen. Die Landung selbst verlief perfekt, die drei Astronauten mussten aber danach für zwei Wochen in die Klinik nach Honolulu.
Bild: Es dauerte über neun Stunden, bis die Bergungskräfte die Kapsel an Land gezogen hatten.